Do. 6.11. Antifa-Café

Wie jeden ersten Donnerstag im Monat, findet am 6.11. das Antifa-Café im Kafe Marat statt. Wie immer gibt es neben einem Vortrag, leckeres Essen und aktuelle Antifa-News. Ab 17:30 habt ihr außerdem die Möglichkeit Transparente für die Proteste gegen die rassistische Hetze in Freimann zu malen. Der Vortrag beginnt pünktlich (!) um 21 Uhr.
Peter Bierl: Einmaleins der Kapitalismuskritik
Der Kapitalismus hat seit der Weltwirtschaftskrise von 2008 wieder ein schlechtes Image. Bloß haben einige komische Vorstellungen davon, etwa dass Kapitalismus und Marktwirtschaft grundverschiedene Dinge wären oder Finanzwirtschaft und „Realwirtschaft“ zwei Paralleluniversen, wobei gierige Banker und skrupellose Spekulanten die Unternehmer und Arbeiter der Realwirtschaft ausplündern.
In diesem Punkt treffen sich konservative Politiker mit Sozialdemokraten und Gewerkschaftern (Stichwort Heuschrecken), Attac und Occupy, manchen Marxisten und Anarchisten. Diese Haltung wird in den Medien verbreitet und entspricht einem verbreiteten Unbehagen in der Bevölkerung. Solche Vorstellungen sind nach rechts anschlussfähig. Die Nazis prägten dafür einst die Parole vom „schaffenden“ gegen das „raffende“ Kapital und identifizierten Letzteres als jüdisch.
Dagegen analysierte Karl Marx Kapitalismus als dynamische Wirtschaftsform, deren Selbstzweck Profitmaximierung und Akkumulation von Kapital ist, nicht die Befriedigung von Grundbedürfnissen. Dafür sind Fabriken und Büros, Banken und Börse, Kaufladen und Supermarkt gleichermaßen notwendig und bilden eine Einheit. Theoretisch entzog Marx damit Sozialromantikern die Grundlage. Praktisch finden solche Ideen gerade in Krisenzeiten Anklang.
Linke verlangen eine stärkere Regulierung der Banken oder Konjunkturprogramme. Der französische Ökonom Thomas Piketty will höhere Steuern für Reiche. David Graeber preist in seinem Bestseller „Schulden“ eine staatsfreie Marktwirtschaft mit zinslosem Geld. In der globalisierungskritischen und Umweltbewegung kursieren Schlagworte wie Vollgeld, Regionalgeld, Urban Gardening oder Gemeinwohlökonomie. Anhänger von Occupy in New York wollten eine neue „demokratische“ Bank gründen. Wie sich die Vorstellungen einer Reregulierung oder eine lokal oder regional beschränkte Ökonomie mit fairen Preisen und Löhnen, eine Art gebremster Kleinkapitalismus, mit der real existierenden Dynamik des Kapitals im 21. Jahrhundert vereinbaren ließe, wird in der Regel ausgeblendet.
In dem Vortrag setzt sich Peter Bierl kritisch mit einigen aktuellen Ansätzen in der Linken, bei Attac und Occupy sowie der Ökologiebewegung sowie historischen Vorläufer auseinander und skizziert die Essentials einer richtigen Kapitalismuskritik.

Bierl lebt als freier Journalist in der Nähe von München. Er schreibt u.a. für die Jungle World, Konkret, Rechter Rand und iz3w. Er ist Autor von „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik“ (2005), „Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn – Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell“ (2012) sowie „Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“ (2013)

Beginn: 20 Uhr / Vortrag: 21 Uhr

Transparente malen:
Die Situation in der als Erstaufnahmeeinrichtung für Refugees fungierenden ehem. Bayernkaserne in München-Freimann ist offensichtlich miserabel. Als wären diese von der Regierung von Oberbayern – als Betreiberin dieses Lagers – verschuldeten Umstände, die durch Überfüllung, mangelnde Privatssphäre und bürokratische Hinhaltetaktiken gekennzeichnet sind, nicht schon unzumutbar genug: seit Ende Juli versuchen Nazis und andere Rassist_innen aus dieser Situation auch noch politischen Profit zu schlagen. Ab 17:30 könnt ihr Transparente für die antifaschistischen Proteste gegen die rassistische Hetze in Freimann malen. Alle nötigen Materialien sind vorhanden.

Mi. 5.11. Extreme Rechte in Schweden

Vielen gilt Schweden als ein Land im Wohlstand mit liberalen Gesetzen. Über die Jahrzehnte etablierte sich dort aber auch eine äußerst gewalttätige Neonaziszene. In den letzten sechs Monaten häuften sich wieder neonazistische Übergriffe bis hin zu Mordversuchen. Zuletzt am 8. März in Malmö, als Antifaschist_innen nach einer feministischen Kundgebung von Neonazis mit Messern angegriffen wurden. Ein Antifaschist liegt seither im Koma.
Bereits Anfang der Neunziger entstanden rechtsterroristische Strukturen, deren Protagonist_innen bis zum heutigen Tag aktiv sind. Ideologische Schriften zum ‘führerlosen Widerstand’ in Europa wurden 1998 von ‘Blood & Honour Scandinavia’ verfasst: ‘The way forward’ und dessen Ergänzung ‘Field Manual’, enthalten sämtliche Vorgaben, nach denen beispielsweise der ‘NSU’ agierte.
Auch für die internationale Rechtsrock-Szene ist Schweden, und hier v.a. ‘Blood & Honour Scandinavia’ von erheblicher Bedeutung für die Produktion und mehr noch den Vertrieb neonazistischer Musik und Propaganda, wie den in der Neonaziszene international beliebten ‘Kriegsberichter’ Videos. Auch wenn die schwedische Neonaziszene personell stagniert, hat ihre Brutalität erhebliche Auswirkungen, speziell auf alle Menschen, die Neonazis bekämpfen. Das erklärt die sehr militante schwedische Antifa Bewegung, die nicht nur in der Lage ist Angriffe erfolgreich abzuwehren, sondern den Neonazis immer wieder erhebliche Niederlagen bereitete.
Dennoch ist die extreme Rechte keine Randerscheinung. Seit September 2010 ist eine rassistische Partei im Parlament vertreten. Die ‘Sverigedemokraterna’ (‘Schwedendemokraten’) sind seither weiter auf Erfolgskurs. Sie geben sich mittlerweile sehr bürgerlich, bezeichnen ihren Rassismus ganz im europäischen Trend als ‘islamkritisch’ und knüpfen an rechtspopulistische Parteien nach Typ des ‘Front National’ an. Nichts desto trotz hat die Partei ihre Wurzeln im Neonazismus, was ihren Erfolg zwar bremst, aber nicht aufhält.
Im Vortrag geht es um Entstehung, Wandel und Kontinuität extrem rechter Organisationen, Verbindungen nach Deutschland und antifaschistischen Widerstand.
Offen: 20 Uhr, Beginn: 21 Uhr

Sa. 1.11. Kenny Kenny Oh Oh + Street Eaters + GrGr


Kenny Kenny Oh Oh (Punk, Leipzig/Berlin)
Eingängiger Riot Grrrl-Punk für Feminismus und das schöne Leben.

Street Eaters (Post-Punk, USA)
Atmosphärischer Truwave-Postpunk aus Berkeley/Oakland. “…a welcome return to the weird era between punk and new wave.”

GrGr (Elektropunk, München)
Formvollendete 8-Bit Gameboypunk Leckereien aus München.
Aftershowparty:
Flux//Raveinvaders (Techno, München)

Do. 30.10. Los Fastidios + Rötten Shock

Los Fastidios (Streetpunk, Verona)
Die Streetpunk-Ikonen aus Italien sind mittlerweile seit über 20 Jahren im Geschäft und verbreiten weiterhin ihre politische Attitüde in ganz Europa. Los Fastidios spielen kraftvollen, melodischen Streetpunk, der sich aus klassischem britischen Oi!-Punk und aus allerlei Bereichen des Rock ’n’ Roll, Ska, Hardcore und Punkrock zusammensetzt. Lautstark und gesellschaftskritisch nehmen sie sich Themen wie Rassismus, Sexismus und Kapitalismus an.
Mit dabei sind Rötten Shocks (Punk aus München)
Offen ab 20 Uhr.

Fr. 17.10. Twisted Chords Labeltour: Kaput Krauts + Todeskommando Atomsturm + Start A Fire

Die jährliche Twisted Chords Tour macht wieder Halt in München und obwohl die Beatpoeten leider kneifen, erwartet euch wieder ein tolles Lineup:

Kaput Krauts (Punk, Berlin)
Die Kaput Krauts pendeln zwischen Punkrock, klassischem Deutschpunk und Hardcore, zwischen Wortwitz und politischem Anspruch, zwischen Spielfreude und Emotionen. Seit 2003 ist die Band aktiv und mit „Quo vadis, Arschloch?“ (2009) und „Straße Kreuzung Hochhaus Antenne“ (2012) setzten sie Maßstäbe. Abwechslungsreicher Punk zwischen Melodie und Härte mit klasse Melodien und dem gewissen Etwas trifft auf außergewöhnliche, klischeefreie deutsche Texten, die sowohl politisch was zu sagen haben als auch eine persönliche Note gut vertragen.

Todeskommando Atomsturm: (Punk, München)
2012 erschien mit „Zeit zu pöbeln“ das Debut der Münchner Punkrocker und seitdem geht es steil durch die Decke: unzählige Touren, Wochenendgigs und Festivals, eine ausverkaufte LP und jede Menge Kritikerlob: wütende, rotzige und zugleich melodisch-eingängige Punkrocksongs mit Hitpotential. Dazu die wunderbar angepisste Stimme von Sängerin Lea mit klischeefreien, unpeinlichen Texten, die ihresgleichen suchen.

Start a Fire (Hardcore, BaWü)
Im Frühjahr 2014 erschien mit „Mein Name ist Bedauern“ das Debutalbum der Stuttgarter Start a Fire und seitdem dreht die Platte ungebremst ihre Runden: Ein packendes Hardcore-Album mit unglaublichen Texten und dem Mut ganz Großes anzugehen: ein Konzeptalbum. Melodischer, packender Hardcore mit Einflüssen von Punkrock bis Screamo. Verzweifelte, tiefgehende Momente treffen auf tanzbare melodisch-eingängige Abgehparts, düster-bedrückende Atmosphäre auf in-die-Luft-gereckte Fäuste.
Dazu unglaubliche, intensive und schlaue deutsche Texte mit literarischen Querverweisen und einer Geschichte, die Dich nicht mehr loslässt.

Sa. 18.10. Escape Reality

deconstruct reality lädt am Samstag zur Soliparty.
Der Schreiende Gärtnerin (Synthwave / 80s Breakbeats)
Heindl (Techno)
Sangeet (Deep House/D’n’B)
Sprudelpanda (Electroclash)
Einlass: 20 Uhr, Aufgelege ab 23 Uhr.

Mi. 15.10. Pop/Dance/Politics #1 – Disco

Ein Sound-Seminar mit Lumineszenz T. Mayer
Der erste Teil dieser Serie über die Geschichte prägender Dance Music Genres widmet sich dem Discosound der 70er Jahre, ohne den Club-Culture in ihrer heutigen Form undenkbar wäre. Entscheidende popkulturelle Ausdrucksformen und Technologien wurden hier entwickelt, allen voran das DJing. Im Laufe des Abends wird nicht nur die musikalische Entwicklung des Genres nachgezeichnet. Auch die zugrunde liegenden sozialen und politischen Begebenheiten bekommen ihren Platz. So steht der Aufstieg von Disco in unmittelbarem Zusammenhang zu dem erstarkenden Aufbegehren von Queers in den USA, die diese Kultur in entscheidendem Maße beeinflussten. Dieser Abend soll mittels vieler Soundbeispiele Begeisterung für die Musik und ihre Kultur jenseits einer klischeehaften Betrachtung wecken. Im Anschluss wird aufgelegt.
Teil #2 und #3 der Reihe Pop/Dance/Politics werden sich House und Techno widmen.
Beginn ist pünktlich um 21:00

Fr. 10.10. I Not Dance + Blank + Sunlun

Freitagskafe proudly presents:
I Not Dance (Atmosphärischer Post-Hardcore, Bregenz)
„Während ringsum alles in hysterischer Aufruhr ist, musikalische Stile entstehen und gehen, Trends kommen und gehen, bleiben I NOT DANCE eine unverrückbar scheinende Konstante. Unbeeindruckt, fokussiert, kompromisslos und mit enormer Dringlichkeit kreiert das Vorarlberger Trio seine wuchtig-wütende Hardcore-Variante. Die Songs sind kraftvoll und düster, dabei sehr facettenreich und im richtigen Maße verspielt. Ein Fels in der Brandung.“ (OX-Fanzine)
Blank (Düsterer Hardcore, Solingen)
„Das nennt man in der Presse mittlerweile gerne „blackended Crust“, und so sehr ich mich auch gegen erfundende Genres im allgemeinen wehre, so treffend ist diese Schublade, da kann man sich was drunter vorstellen… Neben Jungbluth für mich die zur Zeit beste, weil interessanteste Band aus Deutschland in dem Bereich. Und das heisst schon was.“ (This Charming Man Records)
Sunlun (Crust/Hardcorepunk, Neuss)
„Nach einer Show im Düsseldorfer AK47 habe ich mich mal umgehört. „Für Crust sehr gut“, urteilt ein Hardcore-Fan und einer staunt: „Ich habe getanzt!“ Ein anderer geht noch weiter: „Ich würde gern ihre Platte rausbringen.“ (OX-Fanzine)
Dazu wie immer veganes Essen und kühle Getränke zum kleinen Preis.
Offen ab 20 Uhr.

Mi. 08.10. Film: Sad But True

Am 8. Oktober zeigt das Mittwochskafe den Film Sad But True über den Moskauer Antifaschisten Ivan Khuturoskoy.
Am 16.11. 2009 wurde Ivan »Vanya« Khuturoskoy im Treppenhaus zu seiner Wohnung von einem Neo-Nazi erschossen.
Als »Bonecrusher« war er in der Moskauer Antifa-Szene bekannt und schützte in seiner Rolle als antifaschistischer Security, Punk- und Hardcore Shows vor Naziangriffen. 
Der Film ist ein Portrait einiger Freunde über Ivan selbst und ein Bericht über die Umstände seiner Ermordung.
Er erzählt jedoch nicht nur über den Verlust eines Freundes und Genossen, sondern gibt auch einen Einblick in die Situation des Moskauer Punk-Untergrundes der 2000er-Jahre und die Bedingungen, denen die antifaschistische Bewegung in Russland ausgesetzt war.
Sad But True zeigt dies durch das Prisma der traurigen Geschichte eines Einzelnen, die für das Schicksal von vielen steht, die ihren Einsatz für die Bewegung mit dem Leben bezahlen mussten. Doch Ivans Geschichte steht auch für all diejenigen, die trotz dieser Bedrohung an ihre Ideale und Ziele glaubten und eine neue Szene aufgebaut haben.
So ist Sad But True sowohl ein Film über den Kampf für den Antifaschismus unter lebensbedrohlichen Umständen, als auch über die Entstehung einer wehrhaften, politischen und positiven Punk-Subkultur in Russland.
Offen ab 20 Uhr, Film: 21 Uhr