Mi. 29.02. Film mit und über bulgarische Arbeiter_innen

D 2011 · R: Birgit Riegler, Felix Remter, Nina Reiprich, Michael Sommerauer, Savas Tetik · 32 min.
Ein halbes Jahr lang haben vier Ethnolgiestudent_innen der LMU München, ausgehend von ihrem Engagement in der Initiative für Zivilcourage, versucht dem Alltag der bulgarischen Arbeiter_innen näher zu kommen. Sie haben Nächte an der Hackerbrücke verbracht, sind mit Bulgar_innen durch die Stadt gezogen; haben sie auf Ämter und zu Bewerbungsgesprächen begleitet; haben Picknicks veranstaltet, bei denen ein Wörterbuch die einzige Kommunikationsgrundlage darstellte; und sie haben Bulgar_innen in ihrer Heimat besucht. Viele dieser Stunden haben sie mit zwei Kameras begleitet. Herausgekommen ist ein Film über alltägliche Situtationen in der Abwesenheit von Arbeit, über Wut und Frust, über reale Auswirkung der EU-Poltik auf Bürgerebene, über die Gründe der Migration und über Kommunikation, auch jenseits von Worten.
Angheörige sozial benachteiligter Gruppen, insbesondere der türkischen und der Roma-Minderheit in Bulgarien, verdingen sich aus Perspektivlosigkeit in der Heimat in ganz Europa als Arbeiter_innen. Als halbwertig behandelte EU-Bürger_innen dürfen sie überall hin reisen, erhalten aber nur unter schwierigen Bedingungen eine Arbeitserlaubnis. Auch nach München kommen viele dieser Arbeiter_innen, um Geld zu verdienen oder um sich hier ein besseres Leben aufzubauen, um ihren Kindern eine andere Zukunft zu ermöglichen. Die Bulgar_innen arbeiten häufig als Tagelöhner_innen, für teilweise unmenschliche Gehälter und werden zudem regelmäßig um ihr Geld betrogen.
Deswegen schlafen viele der Arbeiter_innen auf Parkbänken, in Aufenthaltsräumen der deutschen Bahn oder pendeln durch Zimmer ihrer Bekannten. Einige bekommen auch Zimmer in den völlig überfüllten Arbeiterwohnheimen, die in miserablen Zuständen sind. Verschimmelte Decken, Küchen in denen offene Leitungen aus den Wänden hängen. 250 Euro oder mehr zahlt man pro Person für ein Bett, zwischen vier und acht Leuten schlafen in einem Zimmer. Bad und Küche teilt man sich mit den bis zu zwanzig Zimmern auf einem der düsteren Gänge. Wer durch so ein Wohnheim geht ohne einmal in das freundliche und warme Innere eines der Zimmer geladen worden zu sein, dem fröstelt vor der seltsamen Tristesse des Ortes. Abends, gegen sieben, halb acht, trottet eine Reihe erschöpfter und finster drein schauender Männer die Treppen hinauf, die Beine müde hinter sich herziehend. Am Treppenabsatz angekommen verstreuen sie sich in alle Richtungen und verschwinden Mann für Mann in einem der Zimmer, als ob ein schwarzes Loch sie verschlucke. Sie mustern uns misstrauisch, es muss surreal wirken, wie wir vier durchschnitts Student_innen etwas verloren auf dem Gang rumstehen und auf unsere Gastgeber warten – in dem Gewirr der Zimmer finden wir die richtige Nummer nicht. Zu den misstrauischen Blicken der Arbeiter, die an uns vorbei schleichen, werden wir vom Büroleiter des Hauses inquisitorisch befragt: Deutsche fallen an so einem Ort irgendwie auf. Sie sind suspekt. Warum sollten sich vier StudentInnen und ein deutsch-türkischer Arbeiter für diese unterste Schicht deutscher Gesellschaft interessieren?
Der Film beginnt um 20:30 Uhr.

Mi. 22.02. Mobivortrag für die Demo gegen Abschiebungen nach Afghanistan

Am 03. März findet in München eine Demonstration gegen Abschiebungen nach Afghanistan und nirgendwohin statt.
Zu dieser Demonstration ruft eine Initiative von jungen afghanischen Flüchtlingen und deren Unterstützer_innen auf.
Am Mittwoch gibts ab 20:30 Uhr Infos zu der Kampagne Nako! Stoppt die Abschiebungen nach Afghanistan!, die letzten Infos zur Demo und natürlich wie immer köstlichstes Essen.
Nach dem Vortrag gibts noch Party mit Aufgelege.

Mi. 07.02. Kino

Im großen Saal wird ein Dokumentarfilm gezeigt, der sich thematisch mit der sogenannten „Swing-Jugend“ während des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Der Film erzählt von einer vergessenen Rebellion, die noch nie zuvor filmisch dargestellt worden ist: In den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts entschieden sich Tausende von Jugendlichen für eine Lebenskultur, die im diametralen Gegensatz zu den Idealen des nationalsozialistischen Regimes stand. Anhand von aktuellen ZeitzeugInnen-Interviews und ergänzenden Zeitdokumenten wird die Geschichte der so genannten Wiener Schlurfs sowie der Swing-Jugendlichen aus Prag (Potapky), Paris (Zazous) und deutschen Städten (Swing-Girls und Swing-Heinis) erzählt.

Beginn: Pünktlich um 21 Uhr

Dauer: ca. 70 min.

2. Februar: Antifa-Café

Neonazistische Strukturen und Akteure in München und Umgebung
Eine antifaschistische Analyse für das Jahr 2011

Das Jahr 2011 war für die neonazistische Rechte in München ein Jahr mit vielen Veränderungen. Nach einem jahrelangen internen Streit strukturierte sich die gesamte Kameradschaft-Szene um, während auch die NPD-Tarnliste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) einige personelle Wechsel vollzog und ihre Marschroute hin zu einer aktionistischen Ausrichtung änderte.
Seit der Haftentlassung des wegen eines geplanten Sprengstoffanschlags auf die Grundsteinlegung des jüdischen Zentrums in München verurteilten Martin Wiese im Jahr 2010 hat es gerade in der Szene der so genannten “Freien Kräfte’ eine Vielzahl von personellen, strukturellen sowie aktionistische Veränderungen gegeben. Wiese hat in kürzester Zeit geschafft, woran die anderen ‘Führer’ wie Norman Bordin oder Philipp Hasselbach in den letzten Jahren immer wieder scheiterten: Ihm gelang es die zerstrittene Szene aus Splittergruppen zu vereinen und ‘inhaltlich’ auf eine Linie zu bringen. So trat die Münchner Naziszene in den letzten Monaten weniger ‘bürgernah’ auf und beschränkte sich – gerade auch während der öffentlichen Empörung auf Grund der Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) – auf die mal mehr mal weniger offene Verherrlichung des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen. Zudem verlagerten die Münchner Aktivist_innen ihre Kräfte auf offene Konfrontationen mit ihren politischen Gegner_innen.
Dass sich die „Freien Kameradschaften“ weniger ‘anschlussfähig’ an die Mehrheitsgesellschaft geben, lässt sich auch darüber erklären, dass sie bereits mit Karl Richter (BIA) einen Unterstützer im Münchner Stadtrat sitzen haben. Richter – der 2011 wieder auf dem Bundesparteitag der NPD zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde – machte mit dem Versprechen bei der nächsten Kommunalwahl in Fraktionsstärke gewählt zu werden, auf sich aufmerksam. Wenngleich das fehlende Interesse an BIA-Veranstaltungen diese Aussage eher zweifelhaft erscheinen lässt, so ist die BIA dennoch – schon allein auf finanzieller und organisatorischer Ebene – ein konstanter Teil der Münchner Neonaziszene.
Der Vortrag soll die wichtigsten Ereignisse des letzten Jahres zusammenfassen, die relevantesten Strukturen und Akteure der Münchner Nazi-Szene beleuchten und eine Analyse der inhaltlichen und aktionistischen Veränderungen innerhalb des neonazistischen Sumpfes geben.
Beginn: 21 Uhr

Mi.01.02. Streetart zwischen Revolte, Repression und Kommerz

Woher rührt die subversive Kraft von Graffitis und das nicht erlahmende Verfolgungsinteresse staatlicher Repressionsorgane? Was Street Art (einst?) ausmachte, war und ist die politische Dimension in Form von Illegalität und der Aneignung von Stadt – viel mehr noch als ihr künstlerisches Erscheinungsbild.
In Hamburg wurde Walter F. alias OZ für insgesamt 8 Jahre in den Knast geschickt, nur weil er seine immer gleichen Smiley-Zeichen auf die Rückseiten von Verkehrsschildern oder auf hässlich-graue Bunkerwände sprayte. In Paris verzierte Miss.Tic mit poetischen Pochoirs Häuserwände ganz in der Tradition des Situationismus. Auch sie wurde dafür angeklagt, um sich nur wenig später als hip-angesagte Künstlerin in ihrem Ansinnen, sich einen Platz in der Kunstgeschichte zu erobern, bestätigt zu fühlen.
Jorinde Reznikoff und KP Flügel haben in der Edition Nautilus das Buch „Bomb it, Miss.Tic“ herausgegeben und sowohl die widersprüchliche Karriere der Graffiti-Künstlerin als auch den Prozess gegen OZ journalistisch verfolgt. Im Rahmen der Veranstaltung wird zu diskutieren sein, inwieweit Street Art ihren rebellischen Ursprungscharakter als ?Aufstand der Zeichen“ noch bewahren kann, oder ob sie sich dem Verwertungsinteresse des kapitalistischen Kunstbetriebs nicht mehr widersetzen kann.


Beginn: 20:30 Uhr

Wie immer mit köstlichem Essen und nach dem Vortrag Aufgelege.