Mi. 10.12. Völkische Verbindungen

Broschürenpräsentation und Mobilisierung gegen den „Akademiker-Ball“ 2015
60 Mal fand jährlich Ende Jänner/Anfang Februar der inzwischen auch über die Grenzen Österreichs bekannte Burschenschafter-Ball als Ball des Wiener Korporationsrings (WKR), einem Dachverband deutschnationaler, national-liberaler und extrem rechter wiener Burschenschaften, Corps und Landsmannschaften statt, seit 1987 sogar in den Festsälen der Hofburg, einem dem repräsentativsten Gebäuden Österreichs. Die Bedeutung dieses Balls ergab sich jedoch nicht nur dadurch, dass deutschnationale Burschenschaften in Österreich wahrlich kein marginalisiertes gesellschaftliches Randphänomen darstellen, sondern vielmehr ein Verbindungsglied zwischen der parteiförmigen extremen Rechten im Parlament in Form der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreich) und des organisierten Neonazismus darstellen. Hinzu kam die über einige Jahre andauernde große Präsenz internationaler Größen der extremen Rechten, die deutlich machte, dass die Hofburg zu diesem Anlass auch als Vernetzungsort der europäischen Rechten fungierte. So nahmen in den vergangenen Jahren VertreterInnen von Parteien wie dem Vlaams Belang, Front National, Schweizer Volkspartei oder Pro Köln und Pro NRW an dem Ball teil. Zudem galt der Ball als größtes couleurstudentisches Event im deutschsprachigen Raum, das sich laut Eigenangaben mit 2000-3000 BesucherInnen jährlich rühmte. Trotz bzw. wegen der andauernden Kritik am Ball und seiner Gäste übernahm die Wiener Landesgruppe der FPÖ die Organisation des Balls 2013 und das Event wurde in „Wiener Akademiker-Ball“ umbenannt.
Nach Demonstrationsverboten, nach Platzverweisen und Sperrzonen und nachdem die Proteste 2011 im Rahmen des gegen Massenproteste gerichteten EU-Forschungsprogramms „Godiac“ („Good practice for dialogue and communication as strategic principles for policing political manifestations in Europe”) beobachtet wurden, hätte man eigentlich glauben können, dass die Repression der Polizei nicht mehr zu toppen wäre. Dennoch hat sie 2014 neue Formen angenommen: die gesamte Wiener Innenstadt wurde zur Sperrzone erklärt und in neun Bezirken der Stadt mitten im Winter das Tragen von Hauben und Schals mittels eines Vermummungsverbots untersagt. Ein halbes Jahr saß zudem Josef S. aus Jena in Untersuchungshaft. Ihm wurde auf Basis einer spärlichen Beweislage unter anderem Landfriedensbruch und Rädelsführerschaft im Zuge von Sachbeschädigungen während der Proteste gegen den „Akademikerball“ vorgeworfen. Die Vermutung, dass durch die österreichische Justiz hier ein Exempel gegen das medial und politisch konstruierte Feindbild der (deutschen) „linksextremen Berufsradalierer“ statuiert werden sollte, wurde auch im darauf folgenden Prozess bestätigt.
Im Rahmen einer Präsentation der Neuauflage der Broschüre „Völkische Verbindungen – Beiträge zum deutschnationalen Korporationsunwesen in Österreich“ soll der gesellschaftliche Einfluss von Burschenschaften in Österreich, ihre Geschichte, Brauchtum und psychosoziales Profil nachgezeichnet und die Notwendigkeit, gegen die elitären Männerbünde vorzugehen, aufgezeigt werden. Zudem wird im Vortrag über die bisherigen sowie die geplanten Proteste gegen den „Akademiker-Ball“ 2015 informiert.
Offen: 20 Uhr, Vortrag: 21 Uhr

So. 7.12. Demenzia Kolektiva + Malatesta

Doomtown Concerts schlägt wieder zu:

Demenzia Kolektiva (Punk, Wien)
“Wenn das Ding, voll mit leidenschaftlichem, mitreißendem und druckvollem Punkrock nicht einschlägt wie Bombe, dann weiß ich auch nicht.” (Ugly Punk) “Das ist richtig geiler wütender Polit-Punkrock, der tolle Melodien in Musik und Stimme besitzt.” (Plastic Bomb)

Malatesta
(Crust/HC, München)
“This is a nice little surprise, and I can’t recommend this enough.” (Profane Existance) “A record to be listened to with pinkies raised, this is totally worth your time.” (Maximum Rock’n’Roll)
Offen ab 20 Uhr

Do, 11.12 Lesung von „Work“ (crimethink)


Warum müssen wir, trotz all des technischem Fortschritts, mehr arbeiten als je zuvor? Wie kommt es, dass je härter wir arbeiten, wir letztendlich im Vergleich zu unseren Bossen umso ärmer werden? Warum konzentrieren sich die Leute einzig darauf, ihre Jobs zu retten, wenn die Wirtschaft zusammenbricht – obwohl eigentlich von vornherein keine_r die Arbeit mag? Kann der Kapitalismus ein weiteres Jahrhundert der Krisen überstehen?
Übersetzt von einer Crew rund um den anarchistischen Mailorder black mosquito ist das Buch „Work“ nun auch auf deutsch erschienen. Ursprünglich wurde es vom CrimethInc-Collective in den USA herausgegeben. Wir laden ein zu Lesung, Buchvorstellung und anschließender Diskussion mit Mitgliedern des Übersetzungskollektivs.
ab 20 Uhr wie immer lecker KüFA
ab 20.30 Uhr Lesung und anschließende Diskussion
Es wird um Spenden gebeten, um die Fahrtkosten zu decken.
(Das normalerweise stattfindende Rap-Kafe findet an diesem Donnerstag wegen der Party am Samstag (06.12) nicht statt!)

Fr. 5.12. Morkobot + Wølfenstein + Monza

MORKOBOT (Experimental, Lodi – Italien)
Perfekte Filmmusik, ein Psychotrip hinein in die hinterste Ecke der menschlichen Seele und Phantasie.

WØLFENSTEIN
(Hardcore, Stuttgart)
Hardcorepunk und Neocrust ala Jungbluth mit Powerviolence-Sahnehäubchen.
MONZA (Noise/Hardcore, München)
Samples, Noise, deutsche Texte. Es wabert, fiept, knarzt…
Offen ab 20 Uhr

Ab 20 Uhr zeigt der Infoladen den Film “Little Land” über Subsistenzwirtschaft auf der Insel Ikaria. (55 Min., englisch)
Seit dem Beginn der Krise ziehen immer mehr junge arbeitslose Griechen aufs Land in der Hoffnung, ihr Leben zum Guten hin zu ändern. So auch der 35 Jahre alte Theodoris. Er lässt sich auf der Insel Ikaria nieder und lernt dort eine Gemeinschaft kennen, deren Eigenständigkeit und partnerschaftliches Miteinander einzigartig erscheint. Die Bewohner dieses Paradieses leben nicht nur besser als ihre Zeitgenossen, sondern auch viel länger. Der Filmemacher Nikos Dayandas will dem Geheimnis der Insel auf die Spur kommen und stellt dar, in welch hohem Maße das radikal andere Leben der Insulaner relevant ist in Zeiten des ökonomischen und sozialen Umbruchs.

Do. 04.12. Antifa-Café: Europa zwischen Weltmacht und Zerfall (Rainer Trampert)

Warum stagniert der alte Kapitalismus, während die halbe Menschheit sich auf dem Weg der größten Industrialisierung aller Zeiten befindet? Warum ist Europa der Sanierungsfall des Weltkapitalismus, dem die große Kapitalvernichtung noch bevorsteht?
Die globale Machtarchitektur verschiebt sich, und über den Köpfen der Berufsoptimisten kracht das europäische Haus zusammen. Kleinstaaterei und Nationalchauvinismus mobilisieren die Massen auch gegen die Interessen des expansiven Kapitals.
Rainer Trampert liest aus seinem Buch: „Europa zwischen Weltmacht und Zerfall“ und spricht über aktuelle Irritationen, die niemanden mehr irritieren.
Außerdem: Antifa-News, Musik & nette Leute. In der Küche zaubert das Kulinariat.
Beginn: 20 Uhr / Vortrag: 21 Uhr

Sa. 29.11. Glorious Thieves + Lester Release Show

Samstag ist Split-Taufe:
Glorious Thieves & Lester brettern gemeinsam heftig einen auf bei der Veröffentlichung einer Hit-Kollaboration, die ihresgleichen sucht. „Der Scheiß rockt massiv“ sagen die einen, „bisschen besser als Baulärm“ hetzen die anderen. Auf jeden Fall wird’s ne fetzen Party, weil die Thieves unglaublich geile Typen sind mit krass Ausstrahlung und Tiefgang und weil Lester ihre Erste-Welt Sorgen wie keine andere Studentenpunk Kombo aufs Fensterglas deiner Rayban spuckt!
Drum komm vorbei, steck die Hände in die Hosentaschen und wipp den Chuck zum Beat deiner Hipster Revolution!
Special Guest: VS.X

Fr. 28.11. Vortrag zur Autonomieregion Rojava / 50’s Abend / Waffeln


Vortrag: Die Autonomieregion Rojava und der Widerstand gegen den IS
Von Mitte September bis Anfang Oktober war eine Delegation des Verbandes der studierenden KurdInnen in Deutschland (YXK) in den kurdischen Teilen im Irak und der Türkei unterwegs. Eigentliches Ziel der Reise war es, sich ein eigenes Bild von der Revolution im westkurdischen Rojava zu machen. Seit 2011 hat die kurdische Bewegung dort eine demokratische Autonomie aufgebaut und diese bisher erfolgreich gegen die Angriffe der IS-Mörder verteidigt. Leider wurde der Delegation die Einreise auf syrisches Staatsgebiet von der nordirakischen Autonomieregierung und genauso von der Türkei aus politischen Gründen verweigert.
Stattdessen besuchte die Delegation Flüchtlingslager im Irak und der Türkei, in denen derzeit überwiegend jesidische Flüchtlinge aus dem
Sengal untergebracht sind. Es wurde mit AktivistInnen, ParlamentarierInnen und politischen VertreterInnen der kurdischen
Bewegung gesprochen. Da sich die Situation in Kobane in den vergangenen Wochen zuspitzte, reiste die Delegation an die Grenze zu Kobane um die Proteste der Bevölkerung zu unterstützen.
Was ist Rojava und was bedeutet demokratische Autonomie? Warum konnte die Delegation nicht nach Rojava? Wie ist die Situation in den syrischen und irakischen Teilen Kurdistans? Warum konnte IS die Jesiden massakrieren? Wie ist die Rolle der Türkei? Wie ist die aktuelle Situation in Kobane und Kurdistan? Welche Rolle spielt die BRD?
Diese und andere Fragen werden bei der Veranstaltung von einem Teilnehmer der Delegation beantwortet.
Beginn 20:30 Uhr
Im Anschluss an den Vortrag – also ab 22 Uhr – gibt es dann Rock’n’Roll/Rockabilly-Aufgelege mit den DJs Timmerich und El Presidente.

Außerdem lädt ab 18 Uhr das Infokafe in den Infoladen im Kafe Marat. Es gibt vegane Waffeln und wie immer die Möglichkeit in Zeitschriften und Büchern zu stöbern. Die Einnahmen werden für die laufenden Kosten des Infoladens verwendet.

Mi. 26.11. Nationale Befreiung oder Befreiung von der Nation?

Wenn man die alltägliche Gewalt und die historischen Massengräber des Nationalismus betrachtet, verwundert es, dass linke Bewegungen auch heute noch im Nationalismus das Instrument zur Befreiung sehen.
Tatsächlich stand – im bürgerlichen Sinne – hinter dem Konzept der Nation historisch aber auch eine emanzipatorische Idee: Es ging darum, Untertan_innen unabhängig von Herkunft und Stand zu gleichen und freien Subjekten zu machen, die sich im freiwilligen Zusammenschluss eine rationale politische Ordnung geben.
Bekanntermaßen ist daraus nichts geworden. Stattdessen wurde die Idee der Nation für die demokratische Transformation der Gesellschaft schon bald von kulturalistischen und rassistischen Grenzziehungen im Namen der Nation verdrängt. Nationalismus wurde zur ideologischen Grundlage für die Legitimation des Ausschlusses und der Gewalt gegenüber den „Anderen“. Als Zwangskollektiv lässt das Konstrukt der Nation dabei auch die „Eigenen“ nicht in Ruhe.
Diese Entwicklung von der revolutionären Idee zur ethnischen Ausgrenzungsideologie war kein Zufall oder Resultat einer unglücklichen Abfolge historischer Ereignisse, sondern liegt in den gesellschaftlichen Verhältnissen der Moderne begründet. Nationalismus stellt keine Kritik an den herrschenden Verhältnissen dar – sondern ist selber ein Teil von ihnen. Trotzdem hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg jede Revolution in nationalen Begriffen definiert. Und auch im globalisierten postkolonialen 21. Jahrhundert wird Befreiung weiterhin vorrangig national gedacht.

Thorsten Mense ist Soziologe und freier Autor (Jungle World, Konkret). In dem Vortrag wird es um Geschichte und Funktion des Nationalismus gehen, mit Fokus auf die (vermeintlich) linken Varianten und Nationalen Befreiungsbewegungen. Dabei wird aus einer ideologiekritischen Perspektive seine Funktionalität in der widersprüchlichen Moderne aufgezeigt und dem Verhältnis von Befreiung und Regression im Nationalismus nachgegangen. Nicht zuletzt soll es um Möglichkeiten und Grenzen einer antinationalen Kritik gehen.
Beginn: 21 Uhr