Faschistische Sozialarbeit?
Wie die neuen Faschisten versuchen den sozialen Raum zu erobern.
Die europaweit agierende extrem rechte Strömung der Identitären hat ihre Epizentren in Wien und Graz. Dennoch: Die internationale Strahlkraft dieser Gruppen zeigt sich in zahlreichen internationalen Ablegern, dem regen publizistischen wie persönlichen Austausch und diversen gemeinsamen Aktionen der letzten Jahre, zuletzt etwa dem kostenintensiven Versuch, die Arbeit von NGOs im Mittelmeer zu stören.
In Italien unterhalten derweil die Gesinnungsgenoss*innen der neofaschistischen Bewegung Casa Pound zahlreiche Stadtteilzentren und betätigen sich in größeren Städten als Sozialarbeiter*innen, die aufsuchende Jugendarbeit, Community-Organising oder Katastrophenhilfe organisieren.
Seit Jahren bauen die Identitären an eigenen Strukturen, mit dem Ziel jugendlichen Adressat*innen ein breites Angebot an soziokulturellen Aktivitäten anbieten zu können: Vereine für „Jugendarbeit“, Bildungszentren, Sommercamps, sogar ein Hausprojekt. „Wir sind patriotische Streetworker“, wird dabei verlautbart. Dass diese Art der „patriotischen Erziehung der Jugend“ letztlich nicht nur als Aufgabe von radikalen außerparlamentarischen Rechten aufgefasst wird, bewies die Freiheitliche Partei Österreich, als sie im Jahr 2016 mit der Partei Einiges Russland in einer „Vereinbarung über Zusammenwirken und Kooperation“ unter dem Punkt „Erziehung der jungen Generation im Geiste von Patriotismus und Arbeitsfreude“ ähnliche Punkte ausformulierte.
Der Vortrag der Gruppe vonnichtsgewusst untersucht einen bislang in der Auseinandersetzung mit neueren reaktionären Gruppierungen eher ignorierten Punkt: Die konkreten Manifestationen ihrer Ideologie der reaktionären Eroberung des sozialen und kulturellen Raumes in Form eigener Vereine, Häuser und Arbeitsgruppen.
Beginn: 20 Uhr | Vortrag: 21 Uhr