Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt
Islamische Staaten geraten durch die Verfolgung „Homosexueller“ immer wieder in den Blickpunkt der Medien, und wenn sich hierzulande deklassierte Halbstarke aggressiv gegenüber Schwulen zeigen, fragt man reflexhaft nach ihrem „kulturellen Hintergrund“. Dabei ist die klassische türkische und arabische Liebeslyrik voll von gleichgeschlechtlichen Motiven, die man in der Literatur des „aufgeklärten“ Abendlands vergeblich sucht.
Angesichts dieses Widerspruchs zeichnet Georg Klauda die Konzepte mann-männlicher Liebe und Lust in christlichen und muslimischen Gesellschaften vergleichend nach. Er zeigt den historischen Anteil des Westens an der Formierung antihomosexueller Diskurse in der islamischen Welt, und belegt, dass auch in Deutschland – trotz aller gegenwärtigen Liberalität – von einer Auflösung des heteronormativen Korsetts keine Rede sein kann.
Zum Referenten:
Georg Klauda, Dipl. Soz., geb. 1974, ist Autor des 2008 im Hamburger Männerschwarm-Verlag erschienenen Buches „Die Vertreibung aus dem Serail“. Er lebt und arbeitet in Berlin.