Bericht über die Europäische Solidaritätsbrigade im zapatistischen Aufstandsgebiet
Im Juli 2010 reiste eine Solidaritätsbrigade europäischer Kollektive nach Chiapas, Mexiko, um die fünf rebellischen Zonen der zapatistischen Befreiungsbewegung zu besuchen. Seit Mitte des Jahres 2009 häufen sich die Meldungen der zapatistischen Räte der Guten Regierung und verschiedener Menschenrechtsorganisationen über die Repression seitens des mexikanischen Staates, die Vertreibungen ganzer Gemeinden, die Militärpräsenz, das Einsetzen paramilitärischer Gruppen, körperliche Übergriffe bis hin zu Morden, Drohungen oder die Durchsetzung von Regierungsprogrammen zur Spaltung der indigenen Gemeinden umfasst. Die Strategien der Aufstandsbekämpfung gegen die autonomen Strukturen sind vielfältig. Ein Ziel der Brigade bestand daher in der Dokumentation der aktuellen Menschenrechtsverletzungen, die sich nicht nur auf zapatistischem Gebiet zutragen.
»Der kontinuierliche Aufbau unserer Autonomie ist unsere Widerstandsstrategie gegen die Repression seitens des mexikanischen Staates«, so der Rat der Guten Regierung in Oventik auf die Frage, wie sich die Zapatistas gegenüber den Provokationen verhalten. Angesichts des enormen ökonomischen und politischen Druckes, dem die rebellischen autonomen Gemeinden alltäglich ausgesetzt sind, haben sie in den 16 Jahren ihres Aufstandes eine erstaunliche Infrastruktur aufgebaut. Wie sich die Brigade überzeugen konnte, existieren in jedem der fünf Caracoles autonome Bildungs-, Gesundheits-, Justiz- sowie agrarökologische Strukturen, die auch von zahlreichen nicht-zapatistischen Personen konsultiert werden.
Ein beeindruckendes Beispiel ist die Frauenklinik für reproduktive und sexuelle Gesundheit in La Garrucha, die teilweise über moderne Technik verfügt und sich zugleich traditioneller indigener Heilmethoden bedient. Die Klinik stellt eine Referenz zu den Forderungen nach Anerkennung und Respekt, die die zapatistischen Frauen 1993 im revolutionären Frauengesetz formuliert hatten. Dank der Arbeit der Gesundheitspromotorinnen konnte die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate in der Region enorm gesenkt werden.
Neben der Dokumentation der jüngsten Fortschritte in dem indigen geprägten Aufstandsgebiet bestand ein weiteres Ziel der Brigade in der Vermittlung einer horizontalen Solidarität aus Europa und im Austausch über gemeinsame Widerstandsstrategien.
Ein Angehöriger der Gruppe B.A.S.T.A. (Lutz Kerkeling), der an der Brigade teilgenommen hat, berichtet mit zahlreichen Bildern über den Verlauf der Brigade. Luz Kerkeling (Jahrgang 1972) bereiste zehn mal die Konfliktregion von Chiapas. Er ist Soziologe und arbeitet als Dozent, Referent, freier Journalist und Filmemacher. Zur Zeit promoviert er zum Thema „Umweltzerstörung, Marginalisierung und indigener Widerstand in Südmexiko“ an der Universität Münster.
Zentrale Themen des Vortrags sind:
− Wie ist die aktuelle Situation der Zapatistas in Südmexiko?
− Mit welchen Schwierigkeiten ist die indigene Bewegung konfrontiert?
− Welche Fortschritte konnte die Bewegung erreichen?
− Welche Perspektiven zeichnen sich ab?
Im Anschluss:
Party mit Lucha Amada und Mate, Kultura Popular
Nach dem Vortrag geht es dann weiter mit einer Party. Lucha Amada ist ein kleines DJ- und Konzertveranstaltungskollektiv, welches seit 10 Jahren für politische Einmischung sowie rebellische Sounds und grenzenlose Beats steht. „Lucha Amada“ heisst „geliebter Kampf“ (span.) und ist durch ein Wortspiel mit „lucha armada – bewaffneter Kampf“ entstanden. Der Name steht für unsere Sehnsucht nach einem besseren Leben für alle, für die Lust dafür zu kämpfen und die Liebe zur Musik.“
Mate, Kultura Popular sind DJ Gonzales und DJ Garbanzis. Sie kommen aus Misiones (Argentinien) und Minas de Corrales (Uruguay) leben seit einigen Jahren in München und geben ihren Versuch eine alternative Latinoszene zu festigen nicht auf.
Ausserdem feiern wir an diesem Abend das Erscheinen der 10 Jahre Lucha Amada-Compilation, einer auf dem Label Jump Up erscheinenden Doppel-CD mit 40 Bands. Der Erlös des Soli-Samplers wird an 2 Projekte gespendet:
— Agua para todas
ob Cumbia aus Buenos Aires, Hip Hop aus St Etienne, Latin-Ska aus Mexico-City, Balkan-Punk aus Seattle, Reggae aus Marseille, Patchanka aus dem Baskenland – 40 Bands, viele exklusive, unveröffentlichte Songs, u.a eine Guts Pie Earshot-Version (zusammen mit Vias von O Jarbanzo Negro!) des Manu Chao-Klassikers „Infinita tristeza“ und einer von Lengualerta auf Comandanta Ramona (EZLN) umgedichtete Version der Revolutionshymne „*Hasta siempre*“.
mit: Fermin Muguruza, Manu Chao, Watcha Clan, Panteon Rococo, Obrint Pas, Irie Revoltes, Cheb Balowski, Che Sudaka, Los de Abajo, Paco Mendoza, Kumbia Queers, Assalti Frontali, Color Humano, Esne Beltza, Desechos, Kultur Shock, Mikkim,…
http://luchaamada.blogsport.de
Wir freuen uns auf euch!