Das Offene Antifatreffen München lädt ein zur Buchvorstellung von „Warum Antisemitismus? Zur Politik der Judenfeindschaft im Spannungsfeld zwischen Kollektiv und Subjekt“ mit Felix Kronau am 18.10.24 im Kafe Marat.
Antisemitische Gewaltexzesse werden häufig durch Hinweis auf das Element der Kollektivität erklärt. Im Kollektiv gebe der Einzelne die Verantwortung für sein Handeln ab und entziehen sich der Mühen der Selbstreflexion. Im Antisemitismus, verstanden als kollektives Wahnsystem oder als gemeinschaftlicher Regress, verliert das Individuum demnach – bereitwillig – seine Subjektivität.
Dass dies das Problem nur teilweise erfasst, wird deutlich, wenn man nach der einer politischen Wirkung des Antisemitismus fragt. Denn durch Teilnahme an antisemitischen Praktiken kann sich der Einzelne immer auch als politisches Subjekt erleben. Insbesondere, wenn er oder sie faktisch kaum über Gelegenheiten oder Ressourcen verfügt, gemeinsam mit anderen politisch zu handeln.
Antisemitismus muss in diesem Sinne nicht nur als Flucht oder »Schiefheilung« verstanden werden, sondern als zweifelhafte Form des »Empowerments«. Im imaginierten Kampf gegen »die Juden« scheint es möglich, aus der drückenden Realität des Spätkapitalismus auszubrechen und neue Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Diese Dimension des Antisemitismus zu verstehen ist daher gerade für politische Projekt und Bewegungen in der Krise dringend notwendig.
Felix Kronau ist Politischer Theoretiker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Kritik anti-essenzialistischer Soziologie“. Er promoviert an der Goethe-Universität Frankfurt/M. zu ‚Gewalt‘ als zentralem Begriff politischer Subjektivierung in Demokratien. Der Sammelband „Warum Antisemitismus?“ wurde 2024 herausgegeben von Stefan Vennmann, Anne-Maika Krüger und Felix Kronau.
Einlass ab 20 Uhr, Vortragsbeginn 20:30.
Außerdem könnt ihr an diesem Abend wieder euer Bargeld gegen Gutscheine tauschen um geflüchtete Menschen zu unterstützen.