Vortrag und Diskussion mit Jenny Willner
Wie politisch, wie emanzipatorisch kann Psychoanalyse sein? Vom Positivismus als Pseudowissenschaft verschrien, vom Vulgärmaterialismus als bürgerliche Ideologie oder Flucht ins Private, lässt sich ihre Geschichte vom Beginn an auch als Versuch lesen, zu einem genaueren Verständnis von Subjektivität in gesellschaftlichen Gefügen zu gelangen: vom autoritären Charakter über Ansätze einer Theorie des Antisemitismus hin zur Analyse des unternehmerischen Selbst neoliberaler Vergesellschaftung. Die Referentin wird den Diskussionsabend mit der Vorstellung verschiedener psychoanalytischer Konzepte einleiten, die explizit auf ein Verständnis von Subjektivität in sozialen, gesellschaftlichen und ökonomischen Gefügen zielen. Neben den berühmten Ansätzen von Freud bis Adorno sind nicht zuletzt die Beiträge Sándor Ferenczis zur frühen psychoanalytischen Theoriebildung für ein Verständnis des Zusammenhangs von Autoritarismus und Unterwerfung zentral. Sowohl das ausgeprägte Gespür Ferenczis für Machtverhältnisse als auch seine Analysen der Introjektion und der Identifizierung mit dem Angreifer tragen zum Verständnis der libidinösen Dimension des Politischen bei.
Offen ab 20:00 Uhr, Beginn 21:00 Uhr.
Für Essen und kühle Getränke ist gesorgt.