Titoismus – Theorie und Praxis des Selbstverwaltungssozialismus in Jugoslawien
Vortrag von Matthias Zwack
Jugoslawien wird heute wahrscheinlich vor allem mit gutem Essen und schönen Stränden in Verbindung gebracht. Weniger bekannt ist, dass das Land einstmals Schauplatz eines historisch einzigartigen Versuches war, einen anderen Sozialismus zu errichten. Einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, der die Beschränkungen von Klasse, Geschlecht und Nation hinter sich lassen und auf Weltoffenheit, individuellen Freiheiten und echter sozialer und politischer Teilhabe basieren sollte. Obwohl das jugoslawische Modell – von einer durch und durch autoritären Partei von oben initiiert – durchaus widersprüchlich war, feierten es Linke in Ost und West über fast ein halbes Jahrhundert hinweg als erfolgreiche Alternative zu Kapitalismus und Staatssozialismus – bis es in einer Serie blutiger Bürgerkriege zusammenbrach.
Der Vortrag lässt dieses vergessene Kapitel in der linken Bewegungsgeschichte noch einmal Revue passieren und stellt die Frage seines Erfolgs und Scheiterns neu. Im Zentrum steht die Diskrepanz zwischen autoritären und antiautoritären Elementen, die im sozialistischen Jugoslawien nebeneinander bestanden und sich gegenseitig ergänzten. Vor diesem Hintergrund wirft der Vortrag die Frage auf, was wir aus der jugoslawischen Erfahrung für unsere heutige Theorie und Praxis mitnehmen können.
Im Anschluss gibt es eine Auswahl an jugoslawischem Punk, Postpunk, Wave und Synth-Pop der 1970er und 1980er Jahre zum Tanzen und Zuhören, aufgelegt von dem wie immer großartigen Gregor Giesing.
Offen ist ab 20.00, Vortrag beginnt 21.00.