Do. 01.02.: Antifa-Café: Riesendemos gegen Rechts – Anti-AfD-Proteste, bürgerlicher Antifaschismus und radikale Gesellschaftskritik

Ende Januar waren in zahlreichen Städten insgesamt weit über eine Million Menschen auf der Straße, um gegen die AfD und rassistische Politik zu demonstrieren. Die Zusammensetzung, die Organisation wie auch der Ausdruck waren lokal verschieden, auf manchen Demos stark links geprägt.

Die Bewertung innerhalb der antifaschistischen Linken ist dabei ambivalent. Einerseits sind die Massenmobilisierungen ohne Frage ein Erfolg und es tut gut, dass die eigenen Forderungen nicht mehr nur in der eigenen Echokammer verhallen. Andererseits ist eine gewisse Skepsis angebracht: Erkennen wir in dieser Protestbewegung den langersehnten Aufwind im Kampf gegen Rechts oder doch eher ein Ausbauprojekt bürgerlich-liberaler Hegemonie? Verdeckt dieser bürgernahe Antifaschismus den grundlegenden Zusammenhang zwischen Kapitalverhältnis, bürgerlicher Herrschaft und dem was diese im Zweifelsfall zu ihrer Absicherung zu tun bereit ist? Was brachten die Lichterketten und was folgte auf den „Aufstand der Anständigen“? Wir wollen an diesem Abend über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines Antifaschismus der ganz, ganz breiten Bündnisse sprechen. Und darüber wie es jetzt weitergehen könnte.

Bar, Essen und Musik ab 20 Uhr, Vortrag ab 20:30 Uhr.

Fr. 26.1. Materialistischer Queerfeminismus (Friederike Beier + Franziska Haug)

Seit geraumer Zeit beobachten wir, dass wenn es um feministische Politik geht, in der linken Szene meist zwei Lager existieren, die regelmäßig gegeneinander in Stellung gebracht werden: Queerfeminist*innen und materialistische Feminist*innen. Eine Vereinbarkeit der beiden Lager scheint oft nicht möglich und führt nicht nur zu politischen Spaltungen, sondern verhindert auch ein Zusammendenken. Das Kafekränzchen und Freitagskafe möchten gemeinsam mit Friederike Beier und Franziska Haug die aktuelle Debatte aufgreifen und ein Vermittlungsangebot schaffen.

Das von der Feministin und Politologin Friederike Beier im Oktober 2023 herausgegebene Buch „Materialistischer Queerfeminismus – Theorien zu Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus“ bietet unserer Meinung nach gute Anknüpfungspunkte. Während der feministischen Queertheorie vorgeworfen wird, Kapitalverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen nicht mitzudenken, wird die Herstellung von Geschlecht seitens marxistischer Analysen untertheoretisiert und die Rolle von Sexualität und Begehren für den Kapitalismus oftmals ausgeblendet. Demgegenüber zeichnet sich ein in diesem Buch skizzierter materialistischer Queerfeminismus durch eine antikapitalistische sowie queerfeministische Theorie und Praxis aus. Im Rahmen einer Lesung wollen Friederike Beier und Franziska Haug daher am 26.01.24 im Kafe Marat historische und aktuelle Verbindungslinien zwischen beiden Strömungen sowie aktuelle theoretische Verknüpfungen eines materialistischen Queefeminismus vorstellen. Im Anschluss werden politische Perspektiven und Utopien einer geschlechtslosen und sorgezentrierten Gesellschaft diskutiert.

Friederike Beier (sie/ihr) beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit queer-feministischen, materialistischen und dekolonialen Theorien zu Zeit, Geschlecht und Arbeit. Sie arbeitet im Bereich Gender & Diversity am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der FU Berlin.

Franziska Haug (sie/ihr) ist Postdoc in einem Forschungsprojekt zu Queerer DDR-Literatur, hat über das Verhältnis von Arbeit und Geschlecht in Literatur und Popmusik promoviert und forscht außerdem zu Ökonomie, Popkultur, Geschlechterverhältnissen und Antisemitismus

Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr.

Drumherum: Essen, Glühwein, Büchertisch und anschließendes Aufgelege mit DJ IMSI Catcher und DJ Gregor Giesing

Fr. 19.01.: Russischer Imperialismus und seine Huldigung in der dogmatischen Linken (Anastasia Tikhomirova)

Am 24. Februar 2022 marschierte die russische Armee in die Ukraine ein. Ein Krieg der im Osten der Ukraine schon seit 2014 nicht enden will, ist seitdem zu einem schonungslosen Angriffskrieg gegen die gesamte Ukraine und ihre Bürger:innen ausgeweitet worden. Russland ist nicht unerfahren, wenn es um Angriffskriege geht: Die Tschetschenienkriege 1994 und 1999, der Georgienkrieg 2008 und Russlands Militäreinsatz im Syrienkrieg 2015 dienten als Blaupause für die Invasion in der Ukraine. Trotz vorheriger Erfahrungen mit ähnlichen Konflikten, wird der russische Krieg gegen die Ukraine in Teilen der (radikalen) Linken weiterhin verharmlost und das autoritäre Regime sogar als Bündnispartner betrachtet. Deshalb wollen wir uns genauer mit der dortigen politischen Situation, aktuell aber auch historisch, sowie mit Russlands Kolonialgeschichte beschäftigen.

Anastasia Tikhomirova ist deutschrussische Journalistin, Moderatorin und Kulturwissenschaftlerin. Sie schreibt unter anderem für Zeit Online, taz und die Jungle World und hält Vorträge über Russlands Krieg gegen die Ukraine. Sie absolvierte 2021 das Osteuropa Stipendium der Internationalen Journalistenprogramme bei der Nowaja Gaseta in Moskau. Das Medium Magazin wählte sie 2023 zu den Top 30 bis 30 Jahren Journalist:innen. Außerdem studiert sie im Master Osteuropastudien und interdisziplinäre Antisemitismusforschung in Berlin. Im Oktober erschien ihr erster journalistischer Sammelband „stromlinienunförmig“ bei edition assemblage.

veranstaltet vom Offenen Antifatreffen München

Offen ab 20 Uhr

Sa. 13.1.: Kafe Marat – Do It Yourself, Do It Together

Gute Vorsätze für 2024? – Mach mit im selbstverwalteten Kulturzentrum im  Schlachthofviertel!
    
Das Kafe Marat ist ein für München einzigartiges Projekt, ein Veranstaltungsraum ohne Chef*innen, ohne Sozpäds, ohne Parteien und trotzdem – oder gerade deshalb – seit über 20 Jahren ein wichtiger Ort für linke Politik, Diskussionen und Konzerte abseits des Münchner Mainstreams. Betrieben wird das Kafe Marat von einem Kollektiv, das aus verschiedenen Gruppen besteht. Alles was hier passiert, passiert also, weil Menschen in ihrer Freizeit den Laden schmeißen.  
Viele dieser Gruppen sind offen, das heißt sie freuen sich immer über neue Leute, die mitmachen wollen. Und genau hier kommen du und deine guten Vorsätze ins Spiel!
Am 13.1. wollen wir das Kafe einmal ganz offiziell öffnen – für Menschen, Fragen, Austausch. Offen ist ab 18 Uhr, um 19 Uhr gibts einen kurzen Input zum Kafe und seiner Geschichte. Danach stellen sich die Kollektivgruppen vor und haben einige kleine Überraschungen vorbereitet. Gemeinsam wollen wir dann den Abend ausklingen lassen. 
Du willst mal alle Ecken des Kafes kennenlernen? Du hast eine gute Idee für eine Veranstaltung? Du bist neu in München? Du bist eh Stammgast? Du willst auch mal hinter der Bar stehen? Du hast Lust Teil eines selbstverwalteten Projekts zu sein? Du willst bei den Strukturen in diesem mysteriösen Laden durchblicken? Du willst mal für viele Leute kochen? Konzerte veranstalten?… Oder ganz andere Gründe? Trau dich und komm vorbei!
Offen ab 18 Uhr, Beginn um 19 Uhr

Do. 04.01.: Antifa-Café: The Spirit of Saxony – Antifa-Arbeit in Sachsen

(URA Dresden)
Sächsische Verhältnisse, absehbare rechte Wahlerfolge und sich stetig zuspitzende soziale Ungerechtigkeit: An diesem Abend erzählen Genoss*innen aus Dresden, unter welchen spezifischen Bedingungen aktuell Antifa-Arbeit in Sachsen stattfindet. Was sind die Rahmenbedingungen, wie sind die politischen Kräfteverhältnisse und hat das unter Umständen auch mit einer spezifisch „ostdeutschen“ Erfahrung und mit historisch gewachsenen Verhältnissen zu tun, oder auch nicht? Wo gibt es regionale Unterschiede und gibt es Gemeinsamkeiten mit anderen Teilen Deutschlands?

Der Vortrag versucht einen Einblick in aktuelle Kämpfe und linke Politik in Dresden und Sachsen zu geben und geht der Frage nach, wie neben Feuerwehrpolitik und Abwehrkämpfen Risse in den hegemonialen Verhältnissen vertieft werden können.

Offen ab 20 Uhr, der Vortrag startet um 20:30 Uhr. Außerdem: Antirep-Solibar, Essen und Musik.

Mi. 27.12:. Münchner Rätselrepublik

Am Mittwoch, den 27. Dezember laden wir euch wieder zu unserem beliebten Kneipenquiz ein. Zum bereits vierten Mal könnt ihr euer Wissen beweisen oder wild drauf los raten und den Kampf um unseren begehrten Wanderpokal aufnehmen. Von obskurer Krachmusik, über randständige politische Theorien zu den faszinierendsten Sonderlingen der Tierwelt sollte wieder für alle etwas dabei sein. Also bildet euch, bildet Banden oder findet euch an dem Abend spontan zusammen. Offen ist ab 20 Uhr, um 21 Uhr beginnt das Quiz.

Do. 07.12.: Antifa-Café: Täter Helfer Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus München

(Wolfgang Proske)

Wenn wir uns mit der regionalen NS-Vergangenheit auseinandersetzen, müssen neben den Toptätern auch solche NS-Belastete untersucht werden, deren persönliche Schuld zunächst als Marginalie erscheinen mag. Weil aber solche Täter in ihrer großen Masse einen erheblichen Anteil für die Akzeptanz des NS-Regimes bei der Mehrheit der Deutschen hatten, sind es gerade die Helfershelfer und Trittbrettfahrer aus der zweiten und dritten Reihe, ohne die der Nationalsozialismus heute nicht angemessen verstanden werden kann. Die NS-Geschichte muss nicht neu geschrieben, aber auf regionaler und lokaler Ebene im Detail erweitert und nachjustiert werden.

Die Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ will in zwanzig regional gestaffelten Bänden das bisherige Wissen über lokale Akteure im Nationalsozialismus neu hinterfragen. Ziel ist es, für Süddeutschland eine möglichst quellengestützte, bewusst faktenbasierte NS-Täterforschung voranzubringen. Im 16. Band werden von 20 Autor*innen 24 Münchner NS-Belastete portraitiert. Dazu gehören etwa ein Erzbischof mit ambivalenter Haltung zum Nationalsozialismus, ein bayerischer Verfassungsschützer der vor 1945 als Kriminalinspektor für die Bekämpfung politischer Gegner zuständig war, ein Gestapo-Mann der beim BND landete, der Erfinder der Weltsprache „Wede“ und ein NSDAPler der es in der Bundesrepublik zum bayerischen Kultusminister brachte und der in den Jahren vor seinem Tod anonym für die National-Zeitung schrieb.

Der Referent Wolfgang Proske ist Herausgeber und Autor der Buchreihe.

Offen ab 20 Uhr, Vortrag: 20:30 Uhr